Ich habe die Reolink Go PT Ultra einige Zeit getestet, um zu sehen, ob sie sich als ferngesteuerte Wildkamera eignet, insbesondere in Waldgebieten. Mit 4K-Video, Schwenk-/Neigesteuerung und 4G-Konnektivität sah sie auf dem Papier vielversprechend aus. In der Praxis ist die Qualität der Aufnahmen hervorragend, aber die Akkuleistung unter realen Bedingungen – insbesondere im schattigen Wald – ist ein erheblicher limitierender Faktor.
Einrichtung und erste Verwendung
Die Inbetriebnahme der Reolink Go PT Kamera verlief unkompliziert. Ich legte eine einfache mobile SIM-Karte (15 €/Monat) ein, installierte die Reolink Mobile App und war innerhalb weniger Minuten verbunden. Auch die Desktop-App funktionierte einwandfrei – allerdings musste ich meine VPN- und Antivirus-Einstellungen anpassen, bevor das Gerät erkannt wurde.
Die Hardware ist solide, aber die gesamte Einheit ist strahlend weiß – Kameragehäuse, Solarpanel, sogar die Halterungen. Das ist in Ordnung, wenn man sie zur Sicherheit auf einem Bauernhof oder im Garten einsetzt, aber im Wald, wo Tarnung unerlässlich ist, macht es keinen Sinn. Es fällt schlecht auf, es sei denn, man versucht, Schneehasen oder Eisbären zu filmen.
Die mitgelieferten Gurte sind für größere Baumstämme oder viele natürliche Befestigungspunkte zu kurz. Die feste Halterung ist jedoch stabil und eignet sich daher gut für die Befestigung an einer dauerhaften Struktur.
Qualität und Funktionen des Filmmaterials
Was mich sofort beeindruckt hat, war die Videoqualität. Die 4K-Auflösung ist hervorragend, und der PIR-Sensor der Kamera ist empfindlich genug, um kleine Vögel zu erfassen. Die PTZ-Steuerung (Schwenken, Neigen, Zoomen) reagiert schnell, und mit der App können Sie Aufnahmen, Live-Ansichten oder Schnappschüsse aus der Ferne erstellen.
Ich habe auch die Scheinwerferfunktion getestet, von der ich zunächst annahm, dass sie nachtaktive Wildtiere verscheuchen würde. Überraschenderweise war das nicht der Fall. Der Scheinwerfer erhellte eine nächtliche Szene in voller Farbe, und die Tiere reagierten überhaupt nicht. Trotzdem habe ich den Scheinwerfer ausgeschaltet gelassen, um die Batterie zu schonen – ein Stromverbrauch, den ich mir in schattigen Waldgebieten nicht leisten kann.
Die Alarm- und Sirenenfunktionen sind jedoch für die Wildtierbeobachtung völlig ungeeignet. Wenn sie versehentlich ausgelöst werden, verschreckt man stundenlang alles. Das Menü wirkt, als wäre es für ein Heimsicherheitssystem konzipiert, nicht für eine Wildkamera.
Batterieleistung und Solarladung
Bei der Akkulaufzeit beginnen die Dinge zu bröckeln – insbesondere in schattigen Umgebungen, in denen die meisten Wildtiere aktiv sind.
Als ich das Gerät an einem Freitag vollständig auflud, war es trotz mäßiger Aktivität am Montag bereits auf 30 % entladen. Das mitgelieferte Solarpanel reicht in einer Waldumgebung einfach nicht aus. Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass das Solarpanel an offenen, hellen Standorten den Akku ausreichend aufladen kann. Ein Freund, der die Kamera auf einem abgelegenen Bauernhof nutzt, wo sie einen klaren Himmel hat, berichtet von keinen Akkuproblemen – er überprüft sie aber nur, wenn ein Alarm ausgelöst wird.
Das ist nicht der typische Anwendungsfall für die Wildtierüberwachung. Ich – und zwei weitere Bekannte, die dasselbe Modell in Waldgebieten verwenden – hatten alle das gleiche Problem. Beide mussten das Standardpanel durch deutlich größere Solarpanele von Drittanbietern ersetzen, um ein paar Tage ohne manuelles Aufladen auszukommen.
Die Kamera zeichnet standardmäßig nur 30 Sekunden lange Clips auf, was wahrscheinlich Batterie spart. Sie können längere Clips manuell aus der Live-Ansicht aufnehmen (bis zu etwa 5 Minuten), dies funktioniert jedoch nur, wenn Sie sie aktiv in Echtzeit überwachen. In diesem Sinne handelt es sich nicht um ein echtes Wildkamera-Setup.
Reolink selbst hat auf YouTube ein Tutorial zum Batteriesparen veröffentlicht und empfiehlt den Benutzern:
- Reduzieren Sie die PIR-Empfindlichkeit
- Verkleinern Sie die Erfassungszone
- Begrenzen Sie die Live-Ansichtszeit
- Scheinwerfer und Alarm ausschalten
Aber das alles fühlt sich an, als würde man versuchen, ein grundlegendes Designproblem zu überdecken. Ich möchte eine Kamera, die ich an Ort und Stelle lassen und auf die ich mich verlassen kann, und keine, die ich alle paar Tage warten oder aufladen muss.
Fernzugriff und App-Leistung
Die Reolink-App – sowohl für Mobilgeräte als auch für Desktop-PCs – bietet eine solide Ausstattung. Sie können zwischen drei Auflösungsstufen (Klar, Ausgewogen, Fließend) wählen, Erkennungszonen festlegen und zwischen Menschen, Fahrzeugen und Tieren unterscheiden. Der Größenbereich der erkannten Tiere lässt sich gut steuern, und die Bereichsmaskierung ist nützlich, um beispielsweise schwankende Äste auszuschließen.
Der einzige Nachteil ist das Herunterladen kompletter Videoclips – in der Praxis habe ich das nur durch Entfernen der SD-Karte zuverlässig geschafft. Der Versuch, größere Dateien aus der Ferne herunterzuladen, war selbst bei starkem 4G-Empfang bestenfalls lückenhaft. Sie benötigen ein zuverlässiges Signal, da sonst bei der Live-Ansicht Verzögerungen auftreten können.
Urteil zum Anwendungsfall
Diese Kamera ist keine Wildkamera im herkömmlichen Sinne. Wenn Sie erwarten, dass sie tage- oder wochenlang ohne Wartung im Wald steht, wird sie Sie wahrscheinlich enttäuschen – es sei denn, Sie installieren ein größeres Solarpanel und schränken Ihre Überwachungsgewohnheiten stark ein.
Unter den richtigen Bedingungen könnte es jedoch hervorragend funktionieren. Wenn Sie eine feste Futterstelle für Wildtiere oder eine Lichtung mit gutem Sonnenlicht haben und es Ihnen nichts ausmacht, wenn die Futterstelle sichtbar ist oder hoch außerhalb der Reichweite angebracht wird, könnte es gut funktionieren.
Für und Wider
Vorteile
- Hervorragende 4K-Videoqualität
- Empfindlich genug, um kleine Wildtiere zu erkennen
- Reibungslose PTZ-Steuerung
- Klare Nachtsichtaufnahmen
- Spotlight liefert brauchbare Farbnachtaufnahmen
- Mobile und Desktop-Apps bieten umfassende Kontrolle
- Funktioniert gut unter hellen, offenen Bedingungen
Nachteile
- Das strahlend weiße Design ist für den Einsatz in der Tierwelt völlig ungeeignet
- Kurze Befestigungsgurte schränken die vorübergehende Nutzung ein
- Scheinwerfer- und Sirenenfunktionen sind in Wildtierumgebungen ungeeignet
- Das Solarpanel ist für schattige Bereiche zu schwach
- Batterie entlädt sich im Wald schnell
- Die automatische Aufnahme ist standardmäßig auf 30 Sekunden begrenzt
- Das Remote-Downloaden von Videos ist unzuverlässig
- Benötigt ein starkes 4G-Signal für eine gute Leistung
Mehr lesen: Wie mache ich einen Screenshot? Eine einfache Anleitung
Abschließende Gedanken
Die Reolink Go PT Ultra ist keine schlechte Kamera, aber auch keine echte Wildkamera. Sie liefert qualitativ hochwertige Aufnahmen, bietet zuverlässigen Fernzugriff und funktioniert unter den richtigen Bedingungen gut – allerdings sind Batteriekapazität, Design und Stromverbrauch in Waldgebieten, wo die meisten Tierbeobachter sie einsetzen, eher ungeeignet.
Ich könnte mir vorstellen, dass dies für eine fest installierte Kamera an einer Futterstation oder als Überwachungskamera auf einem Bauernhof gut funktioniert. Für eine langfristige Überwachung in Waldgebieten müssen Sie jedoch ein größeres Solarpanel einplanen und die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Batterieverwaltung in Kauf nehmen. Achten Sie auch auf die Platzierung, da Sie möglicherweise Zugriff darauf benötigen, um Ihre 4K-Aufnahmen abzurufen.